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  1. #1
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    Zitat Zitat von Jamy Beitrag anzeigen
    Und das wünsche ich mir auch hier für dieses Forum - Bibeltreue.
    Also ich finde allein schon den Begriff "Bibeltreue" sehr problematisch, weil er seinen Ausgang ja in evangelikalen Kreisen hatte und somit impliziert wird, dass von deren Interpretation der Bibel abweichende Vorstellungen, dann nicht mehr treu seien. Eine allegorische Auslegung der Bibel wird dann ja auch nicht selten abgelehnt und nur die im weitesten Sinne wortwörtliche Verständnisweise wird gelten gelassen. Solch eine Verständnisweise macht aber meiner Meinung nach die Bibel ärmer als sie ist und öffnet, wie die Geschichte lehrt, zudem auch noch dem Fanatismus Tür und Tor.

    Vor allem habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass so genannte bibeltreue Gemeinschaften nicht selten ihren Schwerpunkt sehr deutlich im Neuen Testament haben und dabei den Gesamtkontext etwas aus den Augen zu verlieren drohen. Meist wird dann noch von den Evangelien das Johannesevangelium (das am wenigsten ursprünglich sein dürfte) und die Briefe des Paulus überbetont, was nicht selten zur Folge hat, dass der Blick doch reichlich "scheuklappenmäßig" auf die Themen des Alltags gelenkt wird. Am Ende geht es dann irgendwie immer fast ausschließlich nur darum, dass "Leben im bösen Fleisch" zugunsten eines so genannten "Leben im Geiste" zu bekämpfen. Daraus resultiert dann nicht selten eine überaus strenge und gesetzliche Haltung und von aufrichtiger Demut und Nächstenliebe ist irgendwie nicht mehr ganz so viel zu spüren.

    Wer sich gut in der Bibel auskennt läuft ganz einfach Gefahr, dass er anfängt in Schubladen zu denken und zu jeder Verhaltensweise gleich den (un)passenden Bibelvers parat zu haben, ohne sich intensiver und redlicher mit der Gesamtsituation auseinandergesetzt zu haben. Man wird dann einfach viel zu schnell mit den Dingen fertig und glaubt leichtfertig und sicher auch ein bisschen selbstgerecht, alles über ein bestimmtes Thema erkannt zu haben, wenn sich denn ein scheinbar gut passender Bibelvers finden lässt. Dadurch wird die Bibel dann zu einer Art Gebrauchsanweisung und das finde ich persönlich ganz schlimm und traurig, weil sie dann auch sehr häufig zu einem Totschlagargument missbraucht wird. Homosexuelle Gläubige können davon z.B. sicher ein Lied singen, dabei kennt die Bibel gar keine Homosexualität als Partnerschaft und Liebesbeziehung. Aber allein die Aussage, das es ein Gräuel sei, wenn ein Mann beim Manne liegt, reicht dann bibeltreuen Menschen häufig schon aus , um solcherlei Veranlagung rundheraus zu verurteilen. Sehr schade, schlimm, überflüssig und auch falsch, wie ich finde.

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  2. #2
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    Standard

    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Also ich finde allein schon den Begriff "Bibeltreue" sehr problematisch, weil er seinen Ausgang ja in evangelikalen Kreisen hatte und somit impliziert wird, dass von deren Interpretation der Bibel abweichende Vorstellungen, dann nicht mehr treu seien. Eine allegorische Auslegung der Bibel wird dann ja auch nicht selten abgelehnt und nur die im weitesten Sinne wortwörtliche Verständnisweise wird gelten gelassen. Solch eine Verständnisweise macht aber meiner Meinung nach die Bibel ärmer als sie ist und öffnet, wie die Geschichte lehrt, zudem auch noch dem Fanatismus Tür und Tor.

    Vor allem habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass so genannte bibeltreue Gemeinschaften nicht selten ihren Schwerpunkt sehr deutlich im Neuen Testament haben und dabei den Gesamtkontext etwas aus den Augen zu verlieren drohen. Meist wird dann noch von den Evangelien das Johannesevangelium (das am wenigsten ursprünglich sein dürfte) und die Briefe des Paulus überbetont, was nicht selten zur Folge hat, dass der Blick doch reichlich "scheuklappenmäßig" auf die Themen des Alltags gelenkt wird. Am Ende geht es dann irgendwie immer fast ausschließlich nur darum, dass "Leben im bösen Fleisch" zugunsten eines so genannten "Leben im Geiste" zu bekämpfen. Daraus resultiert dann nicht selten eine überaus strenge und gesetzliche Haltung und von aufrichtiger Demut und Nächstenliebe ist irgendwie nicht mehr ganz so viel zu spüren.

    Wer sich gut in der Bibel auskennt läuft ganz einfach Gefahr, dass er anfängt in Schubladen zu denken und zu jeder Verhaltensweise gleich den (un)passenden Bibelvers parat zu haben, ohne sich intensiver und redlicher mit der Gesamtsituation auseinandergesetzt zu haben. Man wird dann einfach viel zu schnell mit den Dingen fertig und glaubt leichtfertig und sicher auch ein bisschen selbstgerecht, alles über ein bestimmtes Thema erkannt zu haben, wenn sich denn ein scheinbar gut passender Bibelvers finden lässt. Dadurch wird die Bibel dann zu einer Art Gebrauchsanweisung und das finde ich persönlich ganz schlimm und traurig, weil sie dann auch sehr häufig zu einem Totschlagargument missbraucht wird. Homosexuelle Gläubige können davon z.B. sicher ein Lied singen, dabei kennt die Bibel gar keine Homosexualität als Partnerschaft und Liebesbeziehung. Aber allein die Aussage, das es ein Gräuel sei, wenn ein Mann beim Manne liegt, reicht dann bibeltreuen Menschen häufig schon aus , um solcherlei Veranlagung rundheraus zu verurteilen. Sehr schade, schlimm, überflüssig und auch falsch, wie ich finde.

    LG
    Provisorium
    Ich danke dir sehr für deine Worte! Besser könnte man es nicht beschreiben. Schlimmer noch als die Auslegungen-Exegesen usw...ist die Behandlung der Mitglieder solcher Gemeinden. Wer krank ist oder wird- ist selbst schuld-sie/er hat gesündigt- wer nicht reich, bzw. wohlhabend ist, den liebt Gott nicht richtig- das sogenannte Wohlstands-Evangelium greift um sich.
    Mir tun die Menschen leid, die viele Tränen und Schmerzen in solchen Gemeinden erleiden mussten. Es wird zwar immer gesagt: "Dann verlass doch diese Gemeinde!", aber wenn ein Mensch dort sein Zuhause hatte..., dann ist es schwer.

    Eine Sache wird sehr klein geschrieben in vielen evangelikalen Gemeinden: Barmherzigkeit! Es wird geurteilt über die Gemeindemitgleider, d.h. wenn sie Sünden gestehen, wird das vor der Gemeinde besprochen und abgeurteilt- von Liebe-oder gar Nächstenliebe ist dort jedoch nichts zu spüren.

    Zurück zur Bibel: Nicht umsonst gibt es ja Bibelexperten, die Exegese betreiben, weil die Bibel eben aus der Ursprungssprache übersetzt wurde, weil es Übersetzungsfehler gibt oder weil Einiges mündlich traduiert wurde. Das wollen die Evangelikalen jedoch nicht einsehen, das lassen sie nicht gelten. Ihr Wort ist Gesetz!

    Erwiesen soll zum Beispiel sein, dass es beim Vaterunser eigentlich heissen müsste:" ...und führe uns in der Versuchung..." das habe ich jetzt schon öfter gelesen. Das wurde jedoch öffentlich noch nicht abgeändert.

    Nicht umsonst haben ja Menschen, die ein Theologiestudium absolvieren ein Hebraicum und Latinum zu absolvieren, sie lernen also Hebräisch, Latein, Altgriechisch usw..., um die Bibelsprache in der Originalfassung zu lesen- um in der Lage zu sein, das zu übersetzen! Bei den Evangelikalen kann jeder Pastor werden, der sich so nennt. Er macht einen Bibelkurs und fertig.
    Stella
    Galater 3, 27-28

    Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft worden seid, gehört nun zu Christus. Nun gibt es nicht mehr Juden oder Nichtjuden, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen. Denn ihr seid alle gleich - ihr seid eins in Jesus Christus.


    Es gibt fünf Evangelien: Matthäus, Markus, Lukas, Johannes und das Leben der Christen. Viele Leute lesen nie die ersten vier.
    Ravi Zacharias

  3. #3

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    Zitat Zitat von Stella Beitrag anzeigen

    Mir tun die Menschen leid, die viele Tränen und Schmerzen in solchen Gemeinden erleiden mussten. Es wird zwar immer gesagt: "Dann verlass doch diese Gemeinde!", aber wenn ein Mensch dort sein Zuhause hatte..., dann ist es schwer.
    Hi Stella

    Ich stimme mit dir vollkommen überein, aber wenn eine Gemeinde einen Menschen so aburteilt, dann muss er sie verlassen - dann ist diese Gemeinde nicht wirklich für den Gott, den ich kennen gelernt habe.

    Wenn man nach dem Grundsatz "Was ich sage ist Gesetz" lebt, dann steht man eh wieder auf der falschen Seite - ich versuche selber immer nur meine Ansichten mitzuteilen, wobei ich es auch interessant finde wenn Menschen im Dialog miteinander stehen und auch die andere Meinung akzeptieren.

    Beim letzten Absatz kann ich nicht ganz so zustimmen...denn, du kannst quasi die Bibel auswendig lernen und alle drei Fremdsprachen studieren, Gott aber muss in dein Herz kommen und fehlbar ist jeder Mensch, absolut jeder, bis auf der, der Löcher in den Händen und Füßen hatte.
    Er liebt Dich! - Das Glaubensblog für Menschen, die Jesus kennen lernen wollen.

  4. #4

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    Zitat Zitat von Stella Beitrag anzeigen
    Nicht umsonst haben ja Menschen, die ein Theologiestudium absolvieren ein Hebraicum und Latinum zu absolvieren, sie lernen also Hebräisch, Latein, Altgriechisch usw..., um die Bibelsprache in der Originalfassung zu lesen- um in der Lage zu sein, das zu übersetzen! Bei den Evangelikalen kann jeder Pastor werden, der sich so nennt. Er macht einen Bibelkurs und fertig.
    Das klingt sehr einfach, aber ist es das wirklich? Und wird da völlig unkontrolliert jeder, der irgendeinen Bibelkurs-Schein vorlegt, als Prediger rangelassen?

    Und, andererseits: Gibt ein Theologiestudium irgendeine Gewähr dafür, dass der Absolvent Gottes Wort verstanden hat?

  5. #5
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    Zitat Zitat von Sunigol Beitrag anzeigen
    Und wird da völlig unkontrolliert jeder, der irgendeinen Bibelkurs-Schein vorlegt, als Prediger rangelassen?
    Soviel ich weiß ist das in (zumindest einigen) evangelikalen Gemeinden tatsächlich so. Das geht wohl auf Luther zurück, der ja auch grundsätzlich jeden Gläubigen dazu befähigt sah, zu predigen. Ich kann Stella da jedenfalls sehr gut verstehen und eine kritischere Herangehensweise an die Bibel würde ich persönlich auch sehr begrüßen. Denn die Bibel ist meiner persönlichen Überzeugung nach in ihrer vorliegenden Form reines Menschenwerk, wird in manchen Gemeinschaften aber nicht als solches betrachtet und das kann durchaus übel enden. Bei Interesse habe ich hier einen vielleicht interessanten Link, der die Entstehung der Bibel kritisch hinterfragt: http://www.theologe.de/theologe14.htm

    LG
    Provisorium
    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  6. #6

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    Zitat Zitat von Provisorium Beitrag anzeigen
    Das geht wohl auf Luther zurück, der ja auch grundsätzlich jeden Gläubigen dazu befähigt sah, zu predigen.
    Ja, aber Luther meinte das (korrigiert mich, wenn ich falsch liege!) so, dass man die Fähigkeit zum Priesteramt nicht durch eine Weihe bekommt, wie sie in katholischen Kirchen üblich ist, sondern dass Gott diese Fähigkeit von sich aus gibt. Was er sicher nicht meinte: Dass man keine oder keine nennenswerte Ausbildung braucht, um die Bibel zu verstehen. Martin Luther war ein hochgebildeter Mann, daher kann ich mir nicht vorstellen, dass er bei anderen auf Bildung keinen Wert gelegt hätte.
    Gruß,
    Sunigol

  7. #7
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    Zitat Zitat von Sunigol Beitrag anzeigen
    Ja, aber Luther meinte das (korrigiert mich, wenn ich falsch liege!) so, dass man die Fähigkeit zum Priesteramt nicht durch eine Weihe bekommt, wie sie in katholischen Kirchen üblich ist, sondern dass Gott diese Fähigkeit von sich aus gibt.
    Luther meinte, dass jeder getaufte Christ, allein schon durch die Taufe, zu einem Priester geweiht ist:

    Alle Christen sind wahrhaft geistlichen Standes, und ist unter ihnen kein Unterschied dann des Amts halben allein. ... Demnach so werden wir allesamt durch die Taufe zu Priestern geweiht. ... Was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, dass es schon Priester, Bischof und Papst geweiht sei, obwohl es nicht jedem ziemt, dieses Amt auch auszuüben.“
    – Martin Luther: An den christlichen Adel... (1520)

    LG
    Provisorium


    Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

  8. #8

    Standard

    [QUOTE=Provisorium;128682]
    Luther meinte, dass jeder getaufte Christ, allein schon durch die Taufe, zu einem Priester geweiht ist:

    Alle Christen sind wahrhaft geistlichen Standes, und ist unter ihnen kein Unterschied dann des Amts halben allein. ... Demnach so werden wir allesamt durch die Taufe zu Priestern geweiht. ... Was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, dass es schon Priester, Bischof und Papst geweiht sei, obwohl es nicht jedem ziemt, dieses Amt auch auszuüben.“[
    /QUOTE]
    Diese Einschränkung war ihm also doch wichtig.

    Aber davon abgesehen: Ich denke, keine Kirche, auch nicht die strammsten Hardcore-Evangelikalen aus dem tiefsten Alabama, hat ein Interesse daran, Leute mit notdürftiger Crashkurs-Ausbildung auf die Kanzel bzw. ans Mikrofon zu lassen.

  9. #9

    Standard

    Zitat Zitat von Sunigol Beitrag anzeigen
    Das klingt sehr einfach, aber ist es das wirklich? Und wird da völlig unkontrolliert jeder, der irgendeinen Bibelkurs-Schein vorlegt, als Prediger rangelassen?

    Und, andererseits: Gibt ein Theologiestudium irgendeine Gewähr dafür, dass der Absolvent Gottes Wort verstanden hat?
    Ich kenne die Werdegänge evangelischer Pastoren nicht, glaube aber kaum das das so einfach ist.

    Auf der anderen Seite können Menschen auch die Bibel auswendig lernen, ob er das Wort Gottes verstanden hat, das steht auf einem anderen Blatt.

    Ein jeder muss selber prüfen, ob derjenige der predigt auch so redet, wie es in der Bibel gutgeheissen wird.

    Der heilige Geist wird uns leiten, wir müssen uns nur darauf verlassen.

    Alles Liebe

    Kris
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